Anonym anmelder i Wiener Zeitung

Klein EyolfBurgtheater i Wien anmeldt i Wiener Zeitung 28. februar 1895 (Nr. 51, s. 7).

Theater.

Im k. k. Hofburgtheater wurde heute zum ersten Male aufgeführt: Klein Eyolf, Schauspiel in drei Aufzügen von Henrik Ibsen. Nach den einzelnen Acten mußte der Regisseur vier bis fünf Mal erscheinen, um im Namen des Dichters zu danken. Indessen, es gab auch eine Unterströmung, wie es im Eyolf heißt, und dieser mußten die Beifallseifrigen erst obsiegen. Die Majorität im Parquet und in den Logen verhielt sich ziemlich ruhig, eine Premièren-Minorität opponirte, die Galerie hingegen trat handthätig für Ibsen ein. Daß sein neuestes Werk viele volle Häuser machen werde, möchten wir bezweifeln, gewiß aber ist es, daß die Schauspieler heute vortrefflich gespielt haben. So ganz und gar nicht Komödie zu spielen und so völlig Natur zu sein, hat man im Burgtheater lange nicht gesehen. Es wurde, Ibsens Styl gemäß, einfach auseinandergesetzt, Gedanke auf Gedanken gebaut, wie man Stein zu Stein fügt, wie Ibsen einen kurzen Satz dem anderen folgen läßt. Da ist kein Wort zu viel, keines zu wenig. Mit so scheinbar geringem Aufwande, dafür um so höherer Kunst, spielten und sprachen die Damen Sandrock, Hohenfels und Mitterwurzer und die Herren Mitterwurzer und Reimers. Die Darstellung allein wird auch Gegnern Ibsens den Besuch des Theaters lohnen.

Publisert 6. apr. 2018 10:04 - Sist endret 24. aug. 2018 11:55